Abtreibungsmethoden

In diesem Beitrag werden die gängigsten Abtreibungsmethoden in Deutschland vorgestellt. Ziel des Inhalts ist es, sachlich über das Thema zu informieren und mit Statistiken eine Vergleichbarkeit der Thematik zu gewährleisten. Neben den „normalen“ Abtreibungsmethoden, werden auch Früh- und Spätabtreibungen vorgestellt. Eine Pro- oder Contra-Position zur Thematik, sowie eine persönliche Bewertung werden bewusst ausgeschlossen.

Kapitelübersicht

Welche Abtreibungsmethoden gibt es in Deutschland?

Sobald ein Schwangerschaftsfrühtest eine Schwangerschaft anzeigt und der Frauenarzt in einer Schwangerschaftsuntersuchung bestätigt, dass ein ungültiger Schwangerschaftstest ausgeschlossen werden kann, stellen sich werdende Eltern nicht selten die Frage, ob sie das Kind behalten oder abtreiben möchten. Denn für viele kommt die Nachricht sehr überraschend und leider auch oftmals zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Während die einen zunächst Karriere machen möchten, haben andere wiederum partout keinen Kinderwunsch. Doch welche Abtreibungsarten gibt es in Deutschland?

Zu den „normalen“ Abtreibungsmethoden in Deutschland zählen die drei Abtreibungsarten AbsaugungCurretage (Ausschabung) und die Art mittels der Abtreibungspille Mifegyne. Weiterhin gibt es die sogenannten Spätabtreibungen zu denen Anwendungen mittels Prostaglandin oder einer Kalium-Chlorid-Methode (Fetozid), sowie der Kaiserschnitt gehören.

Streng genommen gibt es auch noch eine dritte Gruppe der Abtreibungsarten. Diese sind die sogenannten Frühabtreibungen. Hierbei handelt es sich um hormonelle Präparate, deren Wirkung die Einnistung hemmt. Zu diesen gehören die Anti-Baby-Pille, das Depotstäbchen, die Dreimonatsspritze, die Minipille, die Kupferspirale und die Pille danach. Die nachfolgende Infografik gibt eine Übersicht darüber, wie häufig diese Abtreibungsmethoden angewendet werden und zu welchem Zeitpunkt der Schwangerschaft ein Schwangerschaftsabbruch noch erfolgen kann:

Abtreibungsmethoden
Wissenswerte Statistiken und Informationen zu den Abtreibungsmethoden in Deutschland finden Sie in unserer Infografik, Stand: 2015 [Zum Vergrößern bitte zweimal auf die Grafik klicken].

Absaugung: Die häufigste aller Abtreibungsmethoden

In Deutschland werden mehr als 76% aller Schwangerschaftsabbrüche mit der Absaugmethode durchgeführt. Sie ist damit die mit Abstand am häufigsten verwendete aller Abtreibungsmethoden.Im Jahr 2017 gegenüber dem Vorjahr nahm die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche im Allgemeinen um 2,5 Prozent zu. Es wurden demnach rund 101 200 Eingriffe in Deutschland gemeldet. Die Anwendung der Absaugung findet zwischen der 6. und 12. Schwangerschaftswoche statt. Zu dieser Zeit ist das Kind schon deutlich entwickelt. Die Organe sind angelegt und die Gliedmaßen, sowie das Gesicht sind bereits gut erkennbar.

Bei dieser Abtreibungsmethode wird der Muttermund mit gynäkologischen Kugelzangen festgehalten und die Öffnung des Muttermundes unter örtlicher Betäubung oder Vollnarkose, mit feinen Metallstiften (z.B. Hegarstiften) gedehnt. Anschließend werden mit einem Röhrchen (einer Kanüle) das Fruchtwasser, die Plazenta, das ungeborene Kind und die Gebärmutterschleimhaut in ein Glasgefäß abgesaugt.

Eine abschließende Ultraschalluntersuchung kontrolliert, ob alle Gewebeteile sorgfältig entfernt wurden. In einigen Fällen muss die Gebärmutter erneut abgesaugt oder noch mit der Curette ausgeschabt werden. Wie bei den meisten operativen Abtreibungsmethoden üblich, dauert dieser Eingriff nur ca. 10 bis 15 Minuten und ist ambulant (auch in entsprechend eingerichteten Arztpraxen) möglich. Die Kosten der Absaugmethode belaufen sich je nach Arzt und Komplexität auf ungefähr 350 bis 600 Euro und werden unter bestimmten Umständen von der Krankenkasse übernommen. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn eine medizinische Notwendigkeit vorliegt oder wenn das Einkommen der Frau unterhalb einer bestimmten Einkommensgrenze liegt.

Curettage: Ausschabung der Gebärmutter

Ein Schwangerschaftsabbruch mittels Curettage als alleinige Methode, wird heutzutage relativ selten durchgeführt (ca. 11%). Die Ausschabung erfolgt in der Regel in Kombination mit zusätzlichen anderen Abtreibungsmethoden, falls nach dem Eingriff Geweberückstände in der Gebärmutter verbleiben und entfernt werden müssen oder nach einer Schwangerschaft, um Gewebereste zu entfernen, die zu einer Infektion führen könnten.

Soll ausschließlich per Curettage abgetrieben werden, dann ist dies zwischen der 7. und 12. Schwangerschaftswoche möglich. Hierbei wird der Gebärmutterhals zunächst unter Vollnarkose mit Metallstiften erweitert. Anschließend werden der Fruchtsack mit dem ungeborenen Kind und die Gebärmutterschleimhaut mit einem stumpfe, löffelartigen Schabeisen (einer Curette) von der Gebärmutter abgelöst und abgeschabt.

Früher wurden die entfernten Gewebereste nach dem Eingriff wieder zusammengefügt, um zu überprüfen, ob alle Teile sorgfältig entfernt wurden. Heutzutage wird die Curettage als alleinige Methode eher seltener durchgeführt, da sie häufiger zu Komplikationen durch Infektionen führt. Der Eingriff dauert etwa 10 bis 15 Minuten und die Kosten der Curettage belaufen sich auch hier auf circa 400 bis 600 Euro, je nach Arzt und Aufwand.

Medikamentöse Abtreibungsarten: Die Abtreibungspille Mifegyne (RU486)

Der medikamentöse Schwangerschaftsabbruch mit der  Abtreibungspille „Mifegyne“, früher auch als RU486 bekannt, ist in Deutschland bis zum 63. Tag nach Beginn der letzten Regelblutung zugelassen. Dies entspricht einem Zeitraum von neun Wochen und wird bei ca. 10% aller Abtreibungsarten in Deutschland angewendet. Der Wirkstoff Mifepriston blockiert die Wirkung des Gelbkörperhormons Progesteron und bewirkt somit, dass sich innerhalb von 36 bis 48 Stunden die Entwicklung des Embryos einstellt, sich die Gebärmutterschleimhaut löst und wie bei einer Regelblutung abgestoßen wird.

Während des Ausstoßungsprozesses kommt es häufig zu Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Kopfschmerzen oder Magenkrämpfe, die jedoch normal sind. Um die Wirkung der Mifegyne zu verstärken, werden zwei Tage nach der Einnahme zusätzlich geringe Mengen von künstlichem Prostaglandin verabreicht. Dieses hormonelle Präparat leitet künstlich Wehen ein, das  Kontraktionen der Gebärmutter und dadurch schließlich eine Fehlgeburt auslöst.

Nach etwa zwei Wochen wird eine Nachuntersuchung erforderlich, um zu untersuchen, ob der Embryo vollständig abgestoßen wurde. Bei nur etwa 5% der Frauen wird daraufhin eine zusätzliche operative Abtreibung nötig.

Der Schwangerschaftsabbruch mittels der Abtreibungspille Mifegyne erfolgt unter Ärztlicher Betreuung und ist wegen des verhältnismäßig hohen Betreuungsaufwandes nicht billiger als andere Abtreibungsarten (der Preis liegt ebenfalls bei ca. 400 bis 600 Euro). Näheres zu den Kosten der Abtreibungspille erfahren Sie in unserem Beitrag. Weitere informative Sekundärliteratur zur Abtreibung und den Abtreibungsmethoden gibt es auch bei Amazon im Bookstore:

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Übersicht der Spätabtreibungsmethoden

Zu den späten Abtreibungsmethoden ab der 13. Schwangerschaftswoche gehören die Prostaglandin-Methode, die Kalium-Chlorid-Methode und der Kaiserschnitt. Diese Methoden werden in Deutschland in ca. 3% aller Fälle angewendet unterscheiden sich wie folgt:

  1.  Prostaglandin-Methode: Bei der Spätabtreibung wird das Kind im Mutterleib getötet und nach Verabreichung von Wehenfördernden Mitteln (Prostaglandinen) als Totgeburt zur Welt gebracht. Der Vorgang dauert 10 bis 24 Stunden. Die angehende Mutter verwendet Prostaglandin-Tabletten, um durch die Hormone künstliche Wehen auszulösen und eine Fehlgeburt einzuleiten. Nachdem der tote Embryo aus der Gebärmutter ausgestoßen wurde, wird unter Vollnarkose eine Curettage durchgeführt, um die verbleibenden Gewebereste zu entfernen. Ist das Kind nach der 20. Schwangerschaftswoche überlebensfähig, wird es mittels einer Kalium-Chlorid-Injektion in das Herz des Kindes zunächst getötet.
  2. Kalium-Chlorid-Methode: Bei dieser Abtreibungsmethode wird eine lange Nadel durch die Bauchdecke in die Fruchthöhle gestochen. Mittels Ultraschall sucht der Arzt das Herz des Embryos und spritzt das Kalium-Chlorid hinein. Durch das Gift hört das Herz auf zu Schlagen und der Kreislauf kollabiert unwiderruflich. Anschließend kann die Fehlgeburt eingeleitet werden oder das Baby per Kaiserschnitt entfernt werden.
  3. Kaiserschnitt: Diese Abtreibungsart wird heutzutage nur noch im Notfall angewendet wenn es bei einer eingeleiteten Fehlgeburt zu Komplikationen kommt. Genau wie bei einem „normalen“ Kaiserschnitt wird die Gebärmutter chirurgisch geöffnet und das Kind herausgenommen.

Anmerkung zu den Frühabtreibungsmethoden

Zu den frühen Abtreibungsmethoden gehören die hormonellen Verhütungsmittel Spirale, Pille, „Pille danach“, Dreimonatsspritze und das Depotstäbchen. Diese Mittel dienen der Empfängnisverhütung und versuchen in erster Linie einen Eisprung zu unterdrücken bzw. die Befruchtung zu verhindern. Für den Fall, dass dies fehlschlägt und man beispielsweise trotz Kupferspirale schwanger wird, wird einerseits durch eine Verdickung des Zervixschleims versucht, die befruchtete Eizelle am Erreichen der Gebärmutter zu hindern. Andererseits wird die Gebärmutterschleimhaut so verändert, dass eine Einnistung unmöglich wird. Aufgrund dieser einnistungshemmenden Wirkung, wird das empfangene Kind abgestoßen und stirbt.


Hinweis zur Qualität unserer Artikel: Die Erstellung unserer Ratgeber erfolgte unter Berücksichtigung von Quellen aus der ärztlichen Fachliteratur, Schwangerschaftsbüchern, medizinischen Datenbanken und themenrelevanten, sowie aktuellen Studien.

Online-Quellen

  • https://www.abtreibung.de/methoden-absaugmethode-ausschabung-spaetabtreibung/ (Abrufdatum: 27.05.2019)
  • http://awo-schwanger.de/schwangerschaftsabbruch/; (Abrufdatum: 27.05.2019)
  • https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2018/03/PD18_074_233.html, (Abrufdatum: 27.05.2019)
  • https://www.chirurgie-portal.de/gynaekologie/ausschabung-gebaermutter-kuerretage/ausschabung-schwangerschaftsabbruch.html; (Abrufdatum: 27.05.2019)
  • https://www.profemina.org/info-abtreibung/spaetabtreibung-ablauf; (Abrufdatum: 27.05.2019)

Literatur

  • Schwangerschaftsabbruch [Elektronische Ressource] / Hrsg. von Pro Familia, Deutsche Gesellschaft für Familienplanung, Sexualpädagogik und Sexualberatung e.V.,  Frankfurt am Main; 6. überarbeitete Auflage 2015, 505.000 – 585.000
  • Weyerstahl, T. & Stauber, M.: Duale Reihe – Gynäkologie und Geburtshilfe, Georg Thieme Verlag, 4. Auflage, 2013


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